Kompass für die richtige Investmententscheidung

Kompass für die richtige Investmententscheidung

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ETF – Die Lösung im Vermögensaufbau am Kapitalmarkt? 

Im Juni 2023 bestanden allein auf dem deutschen Markt etwa 3,85 Millionen ETF-Sparpläne. Das Anlagevolumen der ETF betrug ca. 100 Milliarden Euro.

Da niedrigere Kosten anfallen als bei aktiven Investmentfonds, werden ETF von Verbraucherschutzverbänden oder ähnlich in den sozialen Medien immer wieder als Anlagemedium empfohlen. In manchen Fällen ist durch diesen Hype bereits automatisch von ETF die Rede, wenn man von Investmentfonds spricht.

Da passive Fonds keine Research-Teams benötigen, vergleichsweise geringe Personalkosten verursachen und eher quantitative, regelbasierte Ansätze verfolgen, sind sie definitiv kostengünstig. Das gilt auch für Indexfonds. Diese können andere Anlagegrundsätze und andere Anlagekriterien haben. ETFs können während der Börsenzeiten jederzeit gekauft und verkauft werden – der Preis beziehungsweise Kurs verändert sich mit dem Referenzindex. Indexfonds werden dagegen nur über eine Bank oder direkt über einen Fondsanbieter gehandelt. Wobei die meisten Anleger über Fondsplattformen investiert sind und nicht täglich an- oder verkaufen, da aufgrund der Risikoklasse, ein Anlagehorizont von mind. 5 Jahren erforderlich ist.

Ist ein ETF deshalb eine gute Lösung und einzig richtige Lösung, nur weil er billig ist? Zumindest lohnt ein Blick auf die Kursabschläge in schwachen Marktphasen.

 

Timing bleibt dem Anleger überlassen

Passive Fonds sind meist voll investiert und halten somit keine relevanten Kassenbestände. Dadurch profitieren Anleger stärker von positiven Marktentwicklungen im gewählten Segment. Bei Investitionen in passive Strategien bleibt aber das Timing-Problem, da Anleger selbst verschiedene Strategien kaufen und verkaufen müssen. Dieses Market-Timing Problem sollte aber nur sehr klein sein aufgrund des längeren Anlagehorizontes. In unruhigen Zeiten, wie wir sie aktuell spüren, kann ein Timing eine größere Bedeutung erlangen. Zumindest bei Einmalzahlungen zum Start. Bei Sparplänen ist dies kein Thema, sondern möglicherweise eher positiv zu beurteilen. Deshalb ist bei Neueinstieg eine genaue Risikoprofilermittlung und bedarfsgerechte Anlagestrategieentwicklung unerlässlich. Hier arbeite ich zum Beispiel mit Finametrica, um ein genaueres Bild von Kunden und seiner Korrelation zu Geld, Zielen und Notwendigkeiten zu entwickeln und zu verstehen.

Entscheiden sich Anleger ausschließlich für passive Ansätze, entsteht oft keine optimierte Asset Allokation, die auch Parameter wie Volatilität und Risiko berücksichtigt. In Extremsituationen können auch ETF-Kurse 20 bis 30 Prozent unter dem Substanzwert fallen. Passt das zu der persönlichen Risikostruktur des/der Anlegers: in ?

Viele Investoren wollten schnell raus aus den Märkten und ihre Wertpapiere unbedingt, auch unlimitiert, loswerden. Da dies aber immer mit einem zeitlichen GAP (Time Lag) passiert, entsteht eine Gefahr des Aktivismus und drohenden Verlustszenarien. Diese Erscheinungen werden durch Behavioral Finance immer wieder erfolgen. Es ist auch bei Anlage in ETF/Indexfonds ein diszipliniertes Verhalten notwendig.

Diese Gefahr (Kursverluste und Verkauf mit Time-Lag) ist bei etablierten Indizes wie beispielsweise dem S&P 500 und dazugehörigen Produkten mit großen Volumina erhöht. Auch die Deutsche Bundesbank hat in einem Monatsbericht aus dem Jahr 2018 festgestellt, dass ETF stärker an Wert verlieren als die hinterlegten Wertpapiere.

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bergewichtungen verhindern echte Diversifikation, können aber auch Potenziale erhöhen

Eine andere Problematik ergibt sich aus der Tatsache, dass bekannte Indizes nach Marktkapitalisierung gewichtet sind. Daraus abgeleitet entstehen Übergewichtungen im ETF. Das wird beim MSCI World sichtbar. Derzeit befinden sich rund 1.600 Titel im Portfolio. Das Ganze verteilt sich auf 14 Währungsräume und 23 Industrieländer. Mittlerweile liegt allerdings ein deutlicher Schwerpunkt bei US-Titeln, die knapp 70 Prozent des Portfolios ausmachen. Darauf folgt Japan mit 6,45 und Kanada mit 3,96 Prozent. Die sieben größten Werte Apple, Microsoft, Amazon, Tesla, Alphabet, NVIDIA und Meta Platforms (ehemals Facebook) machen bereits 14,5 Prozent aus und kommen alle aus den USA. Manche Portfoliostruktur kombiniert dann noch einen Nasdaq- und einen S&P 500-ETF – mehr Überschneidung geht eigentlich nicht. Trotzdem muss man zugeben, dass das in den letzten Jahren auskömmliche Renditen brachte. Eine echte Diversifikation entsteht so allerdings nicht.

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Unterschied synthetische oder physische Zusammensetzung

Voll abbildende oder physische ETF leiten die Anlegergelder exakt in die Aktien, die auch im Index vorhanden sind, und bilden so die Indexentwicklung ab. Die Produkte sind transparent und leicht nachvollziehbar. Da man bei einer Änderung der Indexzusammensetzung oder der Gewichtung einzelner Werte entsprechende Änderungen wirklich durchführen muss, entstehen etwas höhere Kosten. Bei Swap-basierten bzw. synthetischen ETF werden oft andere Aktien gekauft, als im namensgebenden Index vorhanden sind. Die Aktien dienen hier nur als Gegenwert bzw. als Sicherheit. Die eigentliche Index-Entwicklung wird über Tauschgeschäfte vollzogen. Hier besteht das Risiko, dass der Tauschpartner beim Swap-Geschäft insolvent werden kann, wodurch Teile des Fondsvermögens gefährdet sind. Dieses Risiko wird durch rechtliche Vorgaben auf zehn Prozent begrenzt. Außerdem versuchen die Fondsgesellschaften, es durch die Hinterlegung von Sicherheiten zusätzlich zu reduzieren.

Geringere Transparenz bei swapbasierten Produkten

Die Wahrscheinlichkeit, dass Anleger durch den Einsatz von Swaps direkte Nachteile erleiden, ist daher sehr gering. Außerdem sind diese Produkte etwas kostengünstiger und das Fondsmanagement kann in der Regel Veränderungen in der Gewichtung schneller und exakter durchführen. Allerdings leidet die Transparenz, da für die Abbildung eines Index letztlich sehr unterschiedliche Finanzprodukte eingesetzt werden können. Weiterhin kann die komplexere Struktur die Berichtspflichten institutioneller Investoren, wie Stiftungen und Pensionsfonds, tangieren. Für den ETF-Markt könnte der Ausfall eines Swap-Partners bei einem Anbieter allerdings zu einer unangenehmen Kettenreaktion und Vertrauensverlusten führen. Anleger, die auf Transparenz und klare Strukturen setzen, sollten physisch replizierende ETF vorziehen.

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assiv geneigte Anleger können auch aktiv investieren

Der Anleger muss sich überlegen, inwieweit er sich Zeit für seine vermögensbildenden Ziele nehmen kann und will, sowie er sich seinem Verhalten bewusst ist. Anleger mit Erfahrung, guter Selbsteinschätzung, Zeit und Disziplin können mit passiven Strategien gute Ergebnisse erzielen. Den meisten Anlagern mangelt es aber gerade an Marktkenntnissen.  Darüber hinaus liegt die Selbsteinschätzung häufig von der Realität entfernt. Dies führt dann auch zu falschen Entscheidungen und mangelnder Disziplin.

Daher sollte man nicht jede Modeerscheinung mitmachen und irgendwelche Branchen- und Themen-ETF kaufen, sonst hat man schon nach kurzer Zeit keine vernünftige Portfoliostruktur mehr.

Das gilt aktuell auch für die „Modeerscheinung“ Nachhaltigkeit. Wieder einmal greift der Gesetzgeber in laufende Beratungsprozesse gesetzgeberisch ein. Was nicht zwangsläufig zu besseren Ergebnissen führt. Zumal den Investmentgesellschaften sehr viel Spielraum gelassen wird, was die Deklaration von „umwelt,- sozial und unternehmensfreundlichen“ Aspekten angeht.

Die aktuelle Situation an den Märkten empfiehlt schon eine gesunde Beimischung von Anleihen (Rentenfonds). Die Unterschiede von reinen Aktienfonds zu Konstellationen mit Beimischung Rentenpapieren (40 – 60% Anteil) sind in der Renditeerwartung der nächsten Jahre nicht mehr so groß. Meine persönliche Erwartung bei reinen Aktienportfolios liegt zwischen 4,3 und 4,5 % p.a. Andere Zusammensetzungen bei 3,2 bis 4%.  Das Risiko und die Volatilität der Portfolios sollten neu justiert werden, mindestens aber im nächsten Gespräch mit dem Kunden besprochen werden.

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