10.04.2018

in Ratgeber

Walter Wildhagen

Diplom Ökonom Walter Wildhagen ist unabhängiger Finanzexperte (CFP®) mit über 25 Jahren Erfahrung. Regelmäßig erkundet er für Sie die Grenzen und Möglichkeiten der Finanzwelt in praxisnahen Beiträgen und auf seinem LinkedIn Profil.

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Altersvorsorge – Unbedingt, aber wie?

Das Altersvorsorge wichtig und richtig ist, dass ist unumstritten. Aber das „Wie“ ist eine weitreichende Frage mit weiteren Fragezeichen!

Welcher Durchführungsweg? Welche Ansparform wählt man? Sind Versicherungslösungen noch zeitgemäß? Was können Verbraucher von der Produktanbieterseite erwarten? Wie hilft das Internet bei der Produktauswahl? Ist das Internet der bessere Vertriebskanal?
Bei so vielen Fragen kann man leicht auf die Idee kommen, die Entscheidung zu vertagen oder einem z.B. vermeintlich wissendem Berater der Bank zu überlassen. Und derjenige, der durchsteigen und seine Entscheidung selbst treffen möchte, geht verheißungsvoll auf die Suche, nach dem passenden, sowie vermeintlich günstigeren Vertriebskanal Internet.
Wenn man als Verbraucher den richtigen Durchführungsweg erkannt hat, dann ist man schon ein gutes Stück weiter in der Entscheidungsfindung.

 

In diesem Beitrag liegt mein Focus jedoch auf dem 3. Durchführungsweg, der reinen privaten Altersvorsorge.

Diese kann man mittels Versicherungslösungen bestreiten oder alternativ ohne steuerliche „Eingriffe oder Anreize“ über Sparpläne von Fondsanbietern, bzw. mit Fonds in einem Depot besparen. Wichtig hierbei sind vor allem die gesamten Kosten, die es zu berücksichtigen gilt, wie auch die steuerliche Relevanz der späteren Verwendung des angesammelten Guthabens. Der Gesetzgeber hat es zwar geschafft, dass dem Kunden heute durch das Produktinformationsblatt die Kosten dargestellt werden, aber schützt das vor Fehleinschätzungen? Im klassischen Bereich der Versicherungsangebote kann wohl nur das Produkt der Ideal Versicherung, das Produkt Universal Life die Ansprüche nach Transparenz und flexibler Verwendung wirklich erfüllen. Ansonsten spielt diese Kapitalansammlungsform bei Versicherungslösungen keine Rolle mehr.

Fondsbasierende Produkte in Versicherungsmänteln scheinen das derzeitige Allheilmittel der Versicherungsbranche zu sein. Dagegen stehen die klassischen Fondsparpläne über eine Depotbank ohne Versicherungsmantel. Was ist denn für den Kunden das bessere Instrument?

Die modernen Versicherungsprodukte sind sogenannte Indexpolicen. Durch das Kundeninformationsblatt wird man über den Inhalt und seine Kosten informiert. Ist das in der Praxis deshalb ein Transparenter und kundenverständlicher Ansparvorgang? Hierzu gibt es aktuelles Urteil des Landgerichts München zur Verwendung von Begrifflichkeiten der Produktbeschreibung Index Select Police der Allianz. Die Nutzung von Formulierungen erweckten bei einem Großteil der Verbraucher den Eindruck, es „erfolge (…) eine Anlage in Finanzprodukte, mit der die im Aktienindex gelisteten Werte abgebildet werden.“ Tatsächlich bestehe aber „eine Korrelation des Renditeversprechens (…) mit der Wertentwicklung des Aktienindexes nur sehr eingeschränkt“, so die Richter weiter.
Die Allianz darf diese Formulierungen daher nun nicht mehr verwenden. Zu diesem Urteil kam das Landgericht München I am 23. März 2018 (Aktenzeichen 37 O 12326/17, noch nicht rechtskräftig). Geklagt hatte die Verbraucherzentrale Hamburg, weil sie findet, die Allianz stelle nicht ausreichend klar, in welcher Form Anleger tatsächlich am Index partizipierten.

Insofern gilt als Entscheidungskriterium über alles stehend, dass der Verbraucher das Produkt, welches er bespart, auch verstanden hat.

Wenn man das unterstellt, dann kann man die Kosten betrachten. Bei einer Fondspolice fallen andere Kosten an, als bei einem reinen Fondssparplan. Dafür hat die Fondspolice möglicherweise wichtige steuerliche Vorteile.
Wenn eine Anlagestrategie mit Fonds eine Rendite p.a. von 5% erreicht, dann kann man hier durchschnittlich 2% Kosten für den Versicherungsmantel zu Grunde legen. Höhere Kosten sind allerdings auch keine Seltenheit (bis zu 5% Gesamtkosten). In meinem Beispiel verbleiben dann für den Sparer 3% Rendite.
Onlineangebote(Direktversicherer) haben Kosten p.a. von 1- 1,5%. Reine digitale Produkte, wie fairr oder mypension 0,7 bis 1,3%, sowie Nettopolicen ab 0,4% p.a. Rein nach Kosten würde es Sinn machen, nach sogenannten Nettopolicen zu schauen oder den Berater zu finden, der genau diese vermittelt und auch etwas dazu sagen kann.

Welche Art von Fondspolicen sind denn geeignet?

Policen mit einzelnen Fonds oder Index/ETF basierend? Seitens der laufenden Kosten sind sogenannte ETF Fondspolicen sinnvolle Instrumente. Gleichzeitig kann man als Kunde seinen Anlagebetrag relativ gut streuen, so dass selbst bei einem reinen ETF-Produkt auf Aktienbasis eine hohe Diversifizierung zu erreichen ist. Aber Vorsicht, nur weil das „passiv anlegen“ augenscheinlich günstig ist, gibt es auch hier versteckte Kosten, bzw. Kosten, die in einer Gesamtkostenquote nicht erfasst werden müssen. So kann aus dem preiswertesten ETF-Fonds der teuerste werden. Wenn man eine Einzelfondsbasis wählt, und sich somit sich für das aktive Management entscheidet, dann sollte man den aktiven Part auch selbst ausführen können. Zu hoffen, dass der, in der Regel z.B. Versicherungsmakler oder Versicherungsvermittler dies fortwährend macht, ist sehr vermessen. Dann lieber zu einem angelsächsischen Produkt mit UWP-Fondsstrategie greifen. Diese gibt es auch auf Nettobasis. Hier muss man der Expertise der Anbieterseite vertrauen und ebenso das Produkt verstehen.

Für wen ist ein Ansparen in einem Versicherungsprodukt denn sinnvoll?

Sicherlich sind das vornehmlich Kunden, deren Sorge das Langlebigkeitsrisiko ist.
Während Fondsparpläne und deren Auszahlungen von der Abgeltungssteuer betroffen sind, unterliegen Fondspolicen nach der 12/62 (12 Jahre Laufzeit und Mindestendalter 62) Regel nicht der Abgeltungssteuer. Der Vorteile bei einer laufenden Entnahme liegt bei der Fondspolice, dass hier nur eine Ertragsanteilbesteuerung erfolgt. Dieser Vorteil ist aber bei geringen Renten nicht wirklich ergiebig.
Wenn der Kunde die Summe in einem Betrag sich auszahlen lassen möchte, dann unterliegt das Guthaben in der Police nach der 12/62 Regel dem Halbeinkünfteverfahren. Das bedeutet, dass die Hälfte der Erträge steuerfrei bleiben.
Dafür haben, wie bereits beschrieben, die Fondspolicen höhere Kosten als ein reiner Depotsparplan. Hier fallen Depotgebühren ab 18 EUR jährlich an. Die Fondskosten bei Indexorientierung zwischen 0,15% bis 0,67 %, hier sind dann alle Kosten enthalten. Bei Einzelwerten kann ein Ausgabeaufschlag anfallen (bei mir keine, da immer 100% Rabatt) und die laufenden Kosten (TER) des Fonds können auch schon mal gern zwischen 1,5 bis 4% p.a. liegen. Also auch hier gibt es sehr große Unterschiede.

Wenn der Verbraucher dazu noch Garantien für den Auszahlungsbetrag wünscht, dann kann sich ein gewünschter Ertrag auch mal gar nicht einstellen, denn Risikoabsicherung kostet Geld. Wenn man laufende Kosten bei Fondspolicen von bis zu 10% des Beitrages hat, dann kann eine Garantie auch noch einmal bis zu 5% des Beitrages kosten. Dann muss das Produkt in der Lage sein, die gewünschte Rendite mit nur 85% des Sparbeitrages zu erreichen. Alle diese Nachteile muss ein Steuervorteil in einer Fondspolice gegenüber dem reinen Fondssparplan wettmachen.

Der Verbraucher hat in der rein privaten Altersvorsorge eine Menge an Informationen nachzufragen, um seine Entscheidungsgrundlage auf breite Füße zu stellen. Lose und bildlich schöne Versprechen sollte man eher meiden, egal wie schön und verheißungsvoll die Werbung dafür ist.

Fazit

Genau hinschauen und verstehen sind wichtige Punkte für eine sinnvolle Altersvorsorge. Nur Altersvorsorge ohne weitere Prüfungen durchzuführen, wäre vielleicht besser als gar keine zu haben, aber Geld zu verschenken ist auch keine gute Lösung.

 

 

 

 

 

 

 

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